Zur richtigen Zeit am richtigen Ort-
Zentraler Jugendgottesdienst mit Apostel Korbien

500 Teilnehmer erlebten am 25.09.2016 den zentralen Jugendgottesdienst in Leipzig-Mitte, zu dem Apostel Korbien alle Jugendlichen seines deutschsprachigen Arbeitsbereiches eingeladen hatte. Nach einer kraftvollen Predigt wartete am Nachmittag ein interaktives Programm auf die Jugendlichen.

Keiner, der an diesem Sonntagmorgen den Saal der Kirche betritt, kann diesen einen Satz übersehen. Von einer 250-Watt-Lampe wird er an die Wand geworfen. „Jesus, wir heißen dich willkommen“, steht auf einer Leinwand hinter dem Altar. Ein Willkommensgruß, der kurze Zeit später vom Jugendchor gesungen wird. Jesus als Gast mitten unter Jugendlichen, die gemeinsam einen Gottesdienst erleben wollen als Auftaktgedanke – so kann es weitergehen.

Zu Gast ist an diesem Sonntag auch Apostel Jens Korbien. Nachdem Apostel Bimberg in den Ruhestand versetzt wurde, ist es das erste Mal, dass er alle Jugendlichen seines neuen Arbeitsbereiches zu einem zentralen Jugendgottesdienst versammelt hat. Unter dem Motto „Zur richtigen Zeit an richtigem Ort“ sollen sie sich und ihren neuen Apostel besser kennen lernen.

Am Anfang des gemeinsamen Tages steht eine kraftvolle Predigt. Dazu liest der Apostel ein Bibelwort aus Lukas 24,49 vor: „Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“

Apostel Korbien geht in seinem Dienen auf die Jünger ein, die nach Jesu Worten in Jerusalem bleiben sollten, nachdem der Gottessohn gen Himmel aufgefahren war. „Die Jünger haben nicht gesagt: Wir werden jetzt wieder Fischer“, führt er aus, „sie sind geblieben.“ Zum Dank durften sie erleben, wie der Heilige Geist über sie gekommen ist.

„Zur falschen Zeit am falschen Ort, das liegt meistens nicht in unserer Hand“, schlägt Apostel Korbien die Brücke in die Gegenwart. „Aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort – das kann man beeinflussen“, sagt er, blickt dabei lächelnd in den Saal, der mit 500 Gottesdienstteilnehmern gefüllt ist und ergänzt: „Ich glaube ihr seid zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“

Der Apostel spricht den Jugendlichen auch Mut zu und erinnert daran, dass die Amtsträger ja auch nicht mit dem schwarzen Anzug zur Welt gekommen seien. „Auch wir haben einst im Jugendgottesdienst gesessen und hatten dieselbe Probleme wie ihr“, sagt er und ergänzt, dass sie damals weder besser, noch klüger gewesen seien. „Aber eines, das haben wir schon bewiesen: wir sind geblieben.“ Und haben dadurch Gott immer wieder erleben dürfen, wie er Kraft und Freude geschenkt hat, sagt Apostel Korbien.  

Er erinnert die Jugendlichen aber auch daran, den Moment zu genießen und sich der Gnade bewusst zu sein. Dazu zitiert er einen Schriftsteller: „Wenn etwas wirklich Arges kommt, merkt man erst einmal wie gut es einem vorher ging, und wie unzufrieden man dennoch war.“

Eine besondere Note bekommt der Gottesdienst auch durch die Amtsträger die noch an den Altar gerufen werden. Unter ganz umgekehrten Vorzeichen erleben zwei Männer in diesem Jugendgottesdienst eine Premiere. Für Bischof Lothar Petereit ist das erste Mal, dass er an den Altar in Leipzig-Mitte gerufen wird. Zugleich dürfte es auch das letzte Mal gewesen sein, da der Bischof bereits seinem Ruhestand entgegen blickt. Das erste Mal an diesem Altar, das erste Mal vor so einer großen Gemeinde und auch das erste Mal von einem Apostel zum Dienen gerufen, wird an diesem Sonntag Diakon Schäfer, Bezirksjugendleiter aus Dresden. Gegenwart und Zukunft an einem Ort.

 

Überall gibt es etwas zu entdecken

Nach dem Gottesdienst wartet ein buntes Nachmittagsprogramm. Wer nach sich nach seiner Portion Suppe aus der Gulaschkanone mal in eine neue Lebenssituation einfühlen will, hat auf der Terrasse der Kirche die Möglichkeit eine kleine Zeitreise zu unternehmen und sich 30 Jahre älter zu fühlen. Wie das geht? Eine Weste anlegen, in der Gewichte eingenäht sind, dazu eine Brille, die das Sehen einschränkt und einen Gehörschutz, der das Hören spürbar erschwert. Treppensteigen kann auf diesen Weise schon einmal deutlich anstrengender sein, als man es gewohnt ist. Vielleicht führt diese Erfahrung bei dem ein oder anderen dazu, dass das gegenseitige Verständnis unter den Generationen gestärkt wird.  

Möglicherweise hat der eine oder andere nach dieser Erfahrung gedacht, er habe vergessen den Gehörschutz wieder abzunehmen, oder es stimmt etwas nicht mit seinen Ohren. Denn aus dem großen Saal der Kirche kommen Klänge, die zwar vertraut klingen aber doch nicht leicht zuzuordnen sind. Das ist doch „Ich sinke still und anbetend.“ Nein, ist es nicht, der Rhythmus passt nicht. Aber je näher man kommt, desto deutlicher wird: es ist das altbekannte Lied aus dem Chorbuch. Beim Musikworkshop „,We will praise you‘ – typisches Kirchenlied meets modern Worship“ geht es darum, dem Bekannten neuen Glanz zu verpassen. Dirigent Martin Irtmann, Pianist Jan Hausdorf und eine kleine für diesen Tag zusammengestellte Band zeigen den Jugendlichen anhand mehrerer Liedbeispiele, was man mit Kirchenliedern machen kann, um sie dem Musikgeschmack der Gegenwart anzupassen ohne ihnen etwas von ihrer Kraft zu nehmen. Die Jugendlichen nehmen es begeistert auf, zumindest deuten die leuchtenden Augen und der große Enthusiasmus beim Singen darauf hin.  

Während im großen Saal moderner Lobpreis zu hören ist, erwacht im kleinen Saal das Motto des Tages zum Leben. Dazu haben sich Jugendliche aus Magdeburg mit Kameras ausgerüstet und sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht. Wir wollen mal zeigen, wie man mit kleinen Gesten tun kann, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, heißt es in der Anmoderation des kleinen Kurzfilmfestivals. Dabei können sich die Jugendlichen eine Szene auswählen, die sie pantomimisch nachspielen wollen. Ein blinder Mann, der über eine belebte Straße geführt wird, Jugendliche, die einem in Not geratenen ihr Handy reichen, weil dessen Akku leer ist – der kleine Saal verwandelt sich in eine Bühne für kleine gute Taten. Immer wenn eine Szene abgedreht ist, kommt ein fleißiges Heer von Cuttern und Regieassistenten zum Einsatz, Jugendliche, die das Videomaterial zusammenschneiden, sodass die kleinen Filme bereits bei der Abschlussveranstaltung am Nachmittag gezeigt werden können – wo sie auf große Begeisterung stoßen.

Auch die Abschlussveranstaltung hat ein besonderes Gepräge. Einerseits gelingt es Bischof Thomas Matthes Vorfreude auf den internationalen Jugendtag zu wecken, der im Jahr 2019 auf dem Messegelände in Düsseldorf stattfinden wird. Denn an diesem Tag werden weitere Details zum ersten weltweiten Jugendtag der neuapostolischen Kirche verkündet. Andererseits mischt sich auch ein Stück Wehmut in die letzten Minuten dieses Tages. Denn Apostel Korbien spricht Dankesworte und Glückwünsche zum Abschied von Tina Stephan aus, die zum Studieren nach Hannover gehen wird. In der Musik und in der Jugendseelsorge hat sie in den letzten Jahren mit großem Einsatz ihre Spuren hinterlassen. Passend zu diesem Abschied und zum Abschluss der Jugendbegegnung, singen alle gemeinsam das Lied „Mögen sich die Wege“ aus dem Jugendliederbuch. "Bis wir uns wiedersehen möge Gott seine schützende Hand über dir halten", heißt es in dem Lied. Ein guter Gedanke für den Nachhauseweg.